Das erste Erscheinen von Rothenbühl auf Schweizer Karten

Über das Gehöft Rothenbühl in der Schweiz schreibe ich immer gern. Neulich stieß ich auf eine freie Sammlung von alten Schweizer Karten aus dem frühen 16. Jahrhundert beginnend, die die Schweiz als Ganzes und auch den Kanton Bern speziell auf Karten aufzeigen. Ich war da neugierig, ab wann man Rothenbühl auf diesen Karten konnte. Dieser Beitrag gibt einen kleinen Einblick darüber und führt auch die Anfänge des Schweizer Kartenwesens ein.

Recycelter Beitrag

Bei diesem Textbeitrag handelt es sich um einen Beitrag, der vor einigen Jahren geschrieben worden ist und irgendwann wieder gelöscht wurde. Dieser Textbeitrag wurde aus der Way Back Machine recycelt und neu veröffentlicht. Einige Links sind daher unter Umständen veraltet oder nicht mehr gültig. Ferner sind auch mögliche Bilder des Textbeitrags nicht mehr vorhanden.

Rothenbühl – es ist zwar nur der Name eines Gehöft im Kanton Bern der Schweiz, jedoch hat diese kleine Hofgruppe eine Faszination in mir geweckt. Das Grund ist, dass ich einige Vorfahren habe, die einst im 16. Jahrhundert dort gelebt haben. Insofern weitet sich meine Ahnenforschung auch auf schweizerischen Boden aus.

Aktuell stieß ich bei diversen Recherchen auf die Webseite zumbo.ch. Dieses Webseite wird von Marchel Zumstein auf Bern betrieben und beinhaltet noch einer alten Münzsammlung eine umfangreiche Sammlung von alten Schweizer Karten, die mit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts beginnen und in das frühe 20. Jahrhundert hineinreichen. Diese Karten können auf der Webseite stufenlos gezoomt werden und stehen auch als PDF-Digitalisate zu Download bereit.

Bei den meisten Karten handelt es sich um Übersichtskarten, die ein großflächiges Gebiet eher allgemein darstellen und nicht in das Detail eingehen. Den ersten Hinweis und dem Aufzeigen von Rothenbühl fand ich in so genannten Dritten Karte der Schweiz von Jakob Melchior Ziegler aus dem Jahr 1868:

Die dem Beginn der 19. Jahrhundert und folglich auf der Industrialisierung wurden die Komplexität von Informationen immer vielfältiger und detailreicher. Zur Folge hatte es, dass auch die Karten immer großflächiger und detailreicher wurden, woraus sich die Detailkarten entstanden, auf die ich noch anschließend eingehen werde.

Das nächste Vorhandensein von Rothenbühl auf den Übersichtskarten findet man in der Karte des Cantons Bern von W. R. Kutter und Rudolf Leutzinger von 1900 wieder:

Man erkennt hier, dass die Karten zunehmend detailreicher werden und man mehr Hinweise auf weitere Gehöftnamen findet, so z. B. Schwarzenegg, Kramershaus, Frittenbach, Leimboden oder Moriseff.

Schließlich konnte ich auch noch Rothenbühl auf der Spezialkarte des Exkursionsgebietes von Bern des Verlags Kümmerly & Frey von 1923 finden:

Auf diesem Kartenausschnitt erkennt man beispielhaft, wie weiter der Detailreichtum auf den Karten voranschreitet. So wird auf diesem Kartenausschnitt nun zwischen Ober- und Unter-Rothenbühl unterschieden, aber auch bei Schwarzenegg zwischen Unter-, Mittel- und Hinter-Schwarzenegg.

Zum besseren Verständnis sei zu sagen, dass es hierbei nicht um kleine Dörfer handelt, sondern um Gehöfte bzw. Hofnamen, die nur als 1-7 Gebäuden bestehen. Dies können Wohnhäuser, aber auf Bestallungen unterschiedlicher Größe sein. Im Falle von Rothenbühl unterscheidet man heute im Detail zwischen Ober-Rothenbühl und Unter-Rothenbühl. Rothenbühl gab es nachweislich spätestens seit dem 16. Jahrhundert, da es früher im Besitz von Niklaus Leuenberger und seinem Gutshof Oberhochfeld war. Damals gab auch nur Rothenbühl als einfaches Gehöft und man kannte noch keine weitere Unterscheidung. Erst später im Laufe der Zeit erweiterten einige Hofbewohner dieses Gehöft durch anliegende Anbauten. So entstanden Hofgruppen, die zwar einseits Rothenbühl als Ganzes darstellen, aber andererseits auch getrennt betrachtet werden konnten. Zu dieser Unterscheidung benannte man die ältere, auf dem Bühl (Berg) gelegene Hofgruppe als Ober-Rothenbühl (welches das ursprüngliche Rothenbühl war) und die jüngere, auf dem Berghang tiefer gelegene Hofgruppe als Unter-Rothenbühl.

Mit dem Beginn der Industrialisierung nahm wie eingangs erwähnt die Detailliertheit bei den Karten zu. Neben der kommerziellen Aspekten war das Schweizer Militär natürlich eine treibende Kraft in dieser Sache. Schließlich musste das Militär in seinem eigenen Land die Umgebung genau kennen und analysiert haben, falls ein auswärtiges Aggressor die Schweiz überfallen würde. Da wäre es nur allzu wichtig, die ländliche Umgebung zu kennen, um strategisch sich an entscheidenen, geografischen Punkten zu positionieren.

Zu dieser Sache half der Schweizer Schweizer Humanist, General, Politiker, Kartograf und Ingenieur Guillaume-Henri DUFOUR (* 15. September 1787 in Konstanz; †14. Juli 1875 in Les Eaux-Vives, heimatberechtigt in Genf). Er war der erste General in der Geschichte der Armee des Schweizer Bundesstaats. Als Kartograf erwarb er insbesondere Verdienste durch die Erstellung der ersten detaillierten topographischen Karte der Schweiz, den so genannten Dufour-Karten. 1832 übernahm er die Leitung der eidgenössischen Triangulation und Landesvermessung übernommen. Diese Aufgabe gehörte zu seinem Arbeitsbereich als Oberstquartiermeister. Als Leiter des Eidgenössischen Topographischen Bureaus in Carouge war Dufour von 1832 bis 1864 für die Erstellung der Dufour-Karten verantwortlich, einer für jene Zeit herausragenden topographischen Karte der Schweiz im Maßstab 1:100’000 und dem ersten geometrisch korrekten Bild der Schweiz. Die Dufour-Karte entstand parallel zum modernen Bundesstaat von 1848, half symbolisch der Zusammenführung der Kantone im Sinne des Eidgenossen Dufour und gilt somit als Werk von nationaler Bedeutung.

Einen weiteren Maßstab in den Detailkarten setzte Hermann SIEGFRIED (* 14. Februar 1819 in Zofingen; † 5. Dezember 1879 in Bern). Er war ein Schweizer Topograph, Kartograph und Generalstabschef der Schweizer Armee im Range eines Obersten. In Zusammenarbeit mit Guillaume-Henri Dufour, in dessen Büro er seit 1844 beschäftigt war, erstellte Siegfried in den Jahren 1846 bis 1862 die Dufourkarte. 1865 wurde Siegfried als Nachfolger von Dufour der Chef des Eidgenössischen Topographischen Bureaus. Dort erarbeitete er auf der Grundlage zweier neuer Gesetze von 1868 („Bundesgesetz betreffend die Publikation der topographischen Aufnahmen“ und „Bundesgesetz betreffend die Fortsetzung der topographischen Aufnahmen„) die zweite amtliche Gesamtkarte der Schweiz, den Topographischen Atlas der Schweiz (auch Siegfriedatlas oder Siegfriedkarte genannt). Ab 1870 erschienen die Einzelkarten im Maßstab 1:50’000 für die Gebirgsblätter und im Maßstab 1:25’000 für die Kartenblätter im Jura und im Mittelland. Als Grundlage dienten die Aufnahmeblätter des Dufouratlas (publiziert ab 1844), die revidiert oder neu aufgenommen wurden.

Schließlich wurde ab 1938 die staatliche Kartierung von der Schweiz begonnen. Diese so genannte Landeskarte der Schweiz ist das amtliche topografische Kartenwerk der Schweiz und wird vom Bundesamt für Landestopografie produziert und herausgegeben. Die Karten basieren auf einer schiefachsigen, winkeltreuen Zylinderprojektion (Mercatorprojektion) mit einem eigenen Schweizer Koordinatensystem (CH1903+). Alle Kartenblätter mit Ausnahme der kontinuierlich aktualisierten digitalen 1:10’000-Karte werden in einem Zyklus von ca. sechs Jahren komplett nachgeführt. Die ersten Karten von 1938 erschienen zunächst im Maßstab 1:50’000; ab 1952 im Maßstab 1:25’000 und ab 2016 digital im Maßstab 1:10’000. Zudem wurden weitere Generalisierungen in kleinere Maßstab vorgenommen. Mit jedem Maßstab wurde die ganze Schweiz abgedeckt. 1979 wurde mit der Ausgabe der letzten 25’000er-Karte das Werk vollendet, ehe 2016 das Werk um die 10’000er-Karte ergänzt wurde.

Das seit Mitte 2009 in Kraft stehende Geoinformationsgesetz von der Schweiz verlangt, dass sämtliche Geoinformationsdaten der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden müssen, soweit nicht die Privatsphäre oder höhere Landesinteressen dem entgegenstehen. Seit dem 18. August 2010 steht das ganze Landeskartenmaterial unentgeltlich auf dem Internet zur Verfügung. Da die Betriebskosten dank Open-Source-Software gering sind, ist das Angebot gebührenfrei.

Das Kartenmaterial kann auf der Webseite https://map.geo.admin.ch gesichtet werden. Die Ansichtsoptionen und Einstellungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig und fast schon unüberschaubar. So kann der Benutzer zwischen die verschiedenen Karten und ihren Maßstäben schalten, zusätzliche Informationen in Form von Layern hinzufügen.

In Falle von Rothenbühl habe ich zwei besondere Verlinkungen beigefügt, die das Portal https://map.geo.admin.ch bietet:

Im 20. Jahrhundert stechen auch parallel viele kommerzielle Kartenanbieter und -dienst heraus. Ganz bekannt und wahrscheinlich am meisten genutzt ist Google Maps. Durch die vielfältigen Angebote, die es nun gibt, verwendet man zum großen Teil doch nur einen Dienst. Da stellt sich die Frage: Haben wir das Maß dieser Dinge erreicht und sind wir mit dem Angebot nun gesättigt? Ich persönliche finde, ja, zumindest für den alltäglichen, zivilen Gebrauch bringt es keine weiteren Vorteile mehr. Da sehnt es mir doch zu wissen, wie es damals vor einigen Jahrhunderten war, wie die damaligen Karten waren und waren man auf diesen Karten so alles finden konnte. Wie z. B. Rothenbühl…

Quellennachweise diverser Wikipedia-Einträge:

Update vom 30. Juni 2017: Für Interessierte gibt auf auf der Webseite der Universitätsbibliothek Bern ebenfalls jede Menge digitalisierte Karten von der Schweiz.


Entdecke mehr von Ahnenforschung Johne

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Michael de Radobýl

500 g Ahnenforschung, 400 g Astronomie, 200 g Informatik​, 150 g Namenkunde, 2 EL Sprachinteresse, 1 Prise Scifi, 1 Schuss Geschichte. Alles gut vermischen, lange einwirken lassen und fertig bin ich!

Das könnte dich auch interessieren …

Kommentar verfassen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..