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Entdeckungen Geschichte

Meine Vorfahren als Mühlenbesitzer und wie meine Interesse zur Mühlenforschung entstand

Seit einigen Jahren weiß ich, dass ein paar sächsische Vorfahren eine Turmholländer-Windmühle in Familienbesitz hatten. Kürzlich hatte ich nach neueren Hinweisen zu dieser Mühle gesucht und bin in der Tat fündig geworden. Die Erkenntnis, dass meine Vorfahren einstige Mühlenbesitzer waren, erklärt auch im Nachhinein, wieso ich mich privat mit der Mühlenforschung in Bremen beschäftige. Über diese Erkenntnisse berichte ich in diesem Beitrag.

Im Jahr 2015 besuchte ich in Berlin-Heinersdorf meinen Großonkel Wolfgang HENSEL, der leider mittlerweile verstorben ist. Durch diesen Besuch erhielt ich ein paar Daten zu weiteren Vorfahren, die mir damals noch unbekannt waren. Erforscht hatte sie sein damaliger Schwiegervater. In diesen Daten fand sich auch zwei Vorfahren (von mir), die eine gewisse Aufmerksamkeit machten. Diese waren:

  • Johann Gottlob KNORR: * 1763 in Bernbruch, Kamenz, Sachsen; + 03.04.1845, Alter: 82y; erblicher Eigentumsmüller in Bernbruch
  • und dessen Sohn Johann Karl Gottlieb KNORR: * 06.01.1804 in Bernbruch, Kamenz, Sachsen; + 10.06.1888 in Bernbruch, Kamenz, Sachsen, Alter: 84y; Mühlenbesitzer in Bernbruch

Es gab da also mindestens einen Vater, der eine Mühle im Privatbesitz hatte und diese an seinen Sohn vererbte. Mit dieser Erkenntnis entstanden aber auch viele neue Fragen: Waren es meine Vorfahren, die diese Mühle erbaut haben, oder kauften sie diese nur von jemand anderem? Was war es für eine Mühle gewesen, wie sah sie aus und was wurde aus dieser Mühle? Viele dieser Fragen konnte ich noch nicht klären, aber einen kleinen Fortschritt habe ich dennoch machen können.

Auf der genealogischen Webseite von Thomas Liebert gibt eine Müllendatenbank als PDF-Dokument, in dem alle relevanten, historischen Fakten zu den Mühlen im Bundesland Sachsen gesammelt werden. So findet sich auch die Mühle von Bernbruch bei Kamenz wieder. Eingetragen als Mühlenbesitzer sind der bereits erwähnte Vater und sein Sohn. So ist der Vater Johann Gottlob KNORR im Jahr 1791 als Erbmüller in dem Trauvermerk vom 10.05.1791 des Traubuchs zu Kamenz eingetragen und sein Sohn Johann Karl Gottlieb KNORR im Jahr 1831 ebenfalls als Erbmüller und Mühlenbesitzer im Trauvermerk 31/1831 zu Kamenz bei. Bei beiden Trauvermerken handelt es sich um die kirchlichen Eheeinträge der genannten Personen, als diese den Bund der Ehe schlossen. Leider ergibt sich nicht hieraus, ob Johann Gottlob KNORR die Mühle von seinem Vater nur vererbte oder nur selbst erbaute.

Durch eine kleine Recherche im Internet lässt sich jedoch herausfinden, dass es sich bei der Mühle von Bernbruch um eine Turmholländer-Windmühle handelt. Anders als die Galeriehöllander-Windmühlen sind die Turmholländer-Windmühlen durch einen kantigen oder konisch geformten Turm aus Ziegel- oder Bruchstein erbaut. Diese Turmholländer-Windmühlen findet man in dieser Form viel öfters in Sachsen als die Galerieholländer-Windmühlen, die mehr im Küstennähe und im hohen Flachland angesiedelt sind.

Auf Wikipedia lassen sich noch alte Aufnahmen von der Bernbrucher Mühle finden. Die dort enthaltenen Aufnahmen wurden vom Oberlausitzer Heimat- und Mühlenforscher Günther RAPP (1933-1990) im Mai 1965 gemacht und befinden sich heute als Teil des Mühlenarchivs Rapp im Besitzer der Deutschen Fotothek. Auf Wikipedia liegen diese Fotoaufnahmen mit Quellvermerk in geringerer Auflösung in Form der Lizenz „Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany“ zur Nutzung bereit.

Die Ruine der Mühle von Bernbruch Kamenz im Mai 1965.
Die Ruine der Mühle von Bernbruch Kamenz im Mai 1965.
Die Ruine der Mühle von Bernbruch Kamenz im Mai 1965.
Die Ruine der Mühle von Bernbruch Kamenz im Mai 1965.

Die Aufnahmen aus dem Jahr 1965 zeigen, dass die Mühle genau genommen eine Ruine ist. Lediglich der konische Turmstumpf ist als Ruine von der einstigen Mühle übrig geblieben. Das hölzerne Dach und das Mahlwerk wurde offenbar vor langer Zeit abgetragen. Die Ruine stand Jahrzehnte lang auf dem Feld herum. Erst durch die Anlegung von modernen Gewerbeflächen wurde die Ruine wieder als nutzbares Gebäude restauriert und verwendet. Zu welchen Zweck dieses Gebäude dient, ist (mir) nicht bekannt.

Die resaurierte Ruine der Mühle lässt sich noch durch ihre konische Gebäudeform erahnen. (Aufnahme: Dezember 2015)
Die resaurierte Ruine der Mühle lässt sich noch durch ihre konische Gebäudeform erahnen. (Aufnahme: Dezember 2015)

Hier eine Draufsicht der heutigen Gebäudes, das auf der Ruine basiert:

Kommen wir noch einmal kurz auf die Frage zurück, wann die Mühle in Bernbruch bei Kamenz erbaut wurde. Eine Methode, um die Antwort der Frage einzugrenzen, ist das Verwenden von historischem Kartenmaterial. Auf dem historischen Kartenmaterial wurden meist die Mühlen in Form des Mühlensymbol mit Windrad für Windmühlen und Wassermühlen in Form eines Wasserradsymbol gekennzeichnet. Eine bekannte, historische Karte dieser Region ist die so genannte Oberlausitzkarte, die der deutsche Kupferstecher und Kartenverleger Peter SCHENK der Jüngere (Februar 1693 in Amsterdam; † 14. Januar 1775 ebenda) im Jahr 1759 veröffentlichte. Peter SCHENK der Jüngere galt als bedeutendste Verleger sächsischer Spezialkarten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Seine veröffentlichte Oberlausitzkarte, die damals offiziell den Titel „Marggraffthum Ober-Lausitz“ (Markgrafschaft Oberlausitz) trug, verzeichnete Bernbruch (damals noch als Berenbruch geschrieben) als eine Ortschaft ohne dem Mühlensymbol mit Windrad, jedoch ein Symbol mit einem Wasserrad. Das heißt, um 1759 besaß Bernbruch noch keine Windmühle, lediglich aber eine Wassermühle, die sich auf der linken Dorfseite befand.

Erst späteres, historisches Kartenmaterial ab 1804 verzeichneten neben der Wassermühle auch eine von Bernbruch südlich gelegene Windmühle nahe der damaligen Meisterei. Belege hierfür sind die Meilenblätter von Sachsen aus dem Jahr 1804 als Freiberger Exemplar (Maßstab 1:12000) und als Dresdner Exemplar (Maßstab 1:14000).

Bernbruch auf den Meilenblätter von Sachsen; Freiberger Exemplar; 1804
Bernbruch auf den Meilenblätter von Sachsen; Freiberger Exemplar; 1804
Bernbruch auf den Meilenblätter von Sachsen; Dresdner Exemplar; 1804
Bernbruch auf den Meilenblätter von Sachsen; Dresdner Exemplar; 1804

Das heißt, dass die Mühle irgendwann zwischen 1760-1790 erbaut sein muss. Auch in weiteren Veröffentlichungen von diversem Kartenmaterial der Jahr 1821, 1844/46, 1883 und 1904 wird die Mühle in Bernbruch verzeichnet.

Bernbruch um 1844/1846
Bernbruch um 1844/1846
Bernbruch um 1883
Bernbruch um 1883
Bernbruch um 1904
Bernbruch um 1904

Durch die damalige Erkenntnis, dass einige meiner sächsischen Vorfahren im privaten Besitz einer Mühle waren, entstand auch in gewisser Weise mein Interesse an der Mühlenforschung für die historischen Mühlen in Bremen. Das Interesse bildete sich durch das ständige Recherchieren zunächst unbewusst heraus. Erst mit wachsender Begeisterung und neuem Hintergrundwissen kann ich sagen, dass meine Mühlenbesitzer-Vorfahren aus Bernbruch mich indirekt beeinflusst haben; selbst 200 Jahre nach ihrem Tod hinaus.

Falls jemand weitere historischen Angaben zur Mühle in Bernbruch bei Kamenz machen kann, so würde ich mich freuen, wenn man mich unter info [at] ahnenforschung-johne [dot] de kontaktiert.

Quellen und Lizenz der Bilder

Die Lizenz  Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany gilt für folgende Fotoaufnahmen und Grafiken, die in diesem Artikel verwendet werden:

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