Eine weitere Mühle meiner Vorfahren: die Niedermühle in Zeißholz
Ein früherer Beitrag behandelte die Turmholländer-Windmühle in Bernbruch bei Kamenz, die von meinen sächsischen Vorfahren in frühem Familienbesitz war. Vor nicht allzu langer Zeit nun bin ich auf ein neues Faktum gestoßen, der mir vorher nicht bewusst bzw. bekannt war. Es geht um eine weitere Mühle in Sachsen, die in Besitz meiner Vorfahren war.
Die besagte Mühle trägt den Eigennamen Niedermühle. Sie wurde vor dem Jahr 1759 erbaut, wobei das genaue Erbauungsjahr mir nicht bekannt ist und sie befindet sich in Zeißholz, einem Ortsteil von Bernsdorf im Landkreis Bautzen am nördlichen Rand der Oberlausitz.
Die Niedermühle war eine Wassermühle gewesen wurde. Früher floss das Wasser direkt an der Mühle vorbei, das offenbar mit dem nahegelegenen, so genannten Großen Mühlteich verbunden war. Die Wasserverbindung (d. h. der Fluß) ist jedoch nicht mehr existent. Entweder ist dieser ausgetrocknet oder infolge durch die früheren Ausgrabungen an der nahegelegenen Braunkohlegrube „Clara III“ versickert.
Die Niedermühle existiert heute noch. Jedoch ist nicht mehr als Mühle funktionell. Ihr Mahlwerk und das Wasserrad vor schon vor Jahrzehnten entfernt, da ihre Funktion als Mühle vermutlich infolge der Ausgrabung an der Braunkohlegrube „Clara III“ und dem Versickern des Wassers aufgegeben werden musste. Die Niedermühle ist heute ein Wohnhaus.
Neben der Niedermühle gibt es auch noch die so genannte Obermühle. Sie war ebenfalls eine Wassermühle gewesen und wurde vor 1749 erbaut. Auch sie ereilte das gleiche Schicksal wie die Untermühle und dient heute als Wohnhaus.
Kommen wir noch einmal kurz auf die Frage, wann die Ober- und Niedermühle in Zeißholz bei Bernsdorf erbaut wurde. Eine Methode, um die Antwort der Frage einzugrenzen, ist das Verwenden von historischem Kartenmaterial. Auf dem historischen Kartenmaterial wurden meist die Mühlen in Form des Mühlensymbol mit Windrad für Windmühlen und Wassermühlen in Form eines Wasserradsymbol gekennzeichnet. Eine bekannte, historische Karte dieser Region ist die so genannte Oberlausitzkarte, die der deutsche Kupferstecher und Kartenverleger Peter SCHENK der Jüngere (Februar 1693 in Amsterdam; † 14. Januar 1775 ebenda) im Jahr 1759 veröffentlichte. Peter SCHENK der Jüngere galt als bedeutendste Verleger sächsischer Spezialkarten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Seine veröffentlichte Oberlausitzkarte, die damals offiziell den Titel „Marggraffthum Ober-Lausitz“ (Markgrafschaft Oberlausitz) trug, verzeichnete Zeißholz als eine Ortschaft mit zwei Wasserradsymbolen. Das heißt, bereits um 1759 und davor besaß Zeißholz schon beide Wassermühlen, wie man auf folgender Abbildung es gut erkennen kann.
Einer meiner Vorfahren war nun zeitweiliger Besitzer der Niedermühle gewesen. Es handelt es sich um den Müllermeister Johann Karl Gottlieb WEHNER. Er wurde 10.02.1774 in Zeißholz geboren und verstarb im Alter von 79 Jahren am 13.11.1853 ebenda.Verheiratet war er mit Eva Regine Eleonore EYSSOLD/EISELTEN. Sie wurde 16.03.1783 in Zeißholz geboren und verstarb am 15.02.1842 im Alter von 58 Jahren. Die gemeinsame Tochter Johanne Eleonora WEHNER (* 17.04.1808 Zeißholz; ~ 20.04.1808; + 24.01.1872 Bernbruch) war es schließlich gewesen, die den Mühlenbesitzer Johann Karl Gottlieb KNORR heiratete, der wiederum die Turmholländer-Windmühle in Bernbruch bei Kamenz besaß. So schließt sich der Kreis.
Natürlich stellen sich auch hier einige Fragen auf, u. a. wann die Niedermühle erbaut wurde und wie ihre Folge der Mühlenbesitzer war. Falls jemand weitere ergänzende, historischen Angaben zur Niedermühle in Zeißholz bei Bernsdorf machen kann, so würde ich mich freuen, wenn man mich unter info [at] ahnenforschung-johne [dot] de kontaktiert.
Auf Wikipedia lassen sich noch alte Aufnahmen von der Nieder- und Obermühle von Bernsdorf-Zeißholz finden. Die dort enthaltenen Aufnahmen wurden vom Oberlausitzer Heimat- und Mühlenforscher Günther RAPP (1933 – 1990) im Jahr 1988 gemacht und befinden sich heute als Teil des Mühlenarchivs Rapp im Besitzer der Deutschen Fotothek. Auf Wikipedia liegen diese Fotoaufnahmen mit Quellvermerk in geringerer Auflösung in Form der Lizenz „Creative CommonsAttribution-Share Alike 3.0 Germany“ zur Nutzung bereit. Einige dieser Foto wurden für diesen Beitrag verwendet. Diese sind:
- File:Fotothek df rp-d 0890008 Bernsdorf-Zeißholz. Ehem. Obermühle, Wohnhaus.jpg
- File:Fotothek df rp-d 0890002 Bernsdorf-Zeißholz. Ehem. Untermühle, Wohnhaus.jpg
- File:Fotothek df rp-d 0890004 Bernsdorf-Zeißholz. Ehem. Untermühle, Wohnhaus.jpg
Die Abbildung des Ausschnitts von Bernsdorf-Zeißholz aus der Oberlausnitzkarte von 1759 wurde aus der Deutschen Digitalen Bibliothek entnommen, die an der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) angegliedert ist. Der Rechtestatus dieses Ausschnitts ist „Rechte vorbehalten – Freier Zugang“. Das bedeutet, dass das jeweilige Werk für wissenschaftliche und private Zwecke unter Angabe der vollständigen Quelle inkl. Nennung des Urhebers gebührenfrei verwenden darf, jedoch nicht zu verändern. Eine kommerzielle Nutzung des Werks ist genehmigungs- und gegebenenfalls kostenpflichtig und bedarf der schriftlichen Zustimmung des Rechteinhabers vorbehaltlich des Rechts, die Nutzung im Einzelfall zu untersagen.
Hinweis: Dieser Artikel entstand unter Anlehnung des früheren Beitrags „Eine weitere Mühle meiner Vorfahren: die Neitschmühle in Zeisholz“. Dieser frühere Beitrag ist jedoch nicht mehr verfügbar und wurde gelöscht. Der Grund ist, dass mir ein grober Verwechslungsfehler unterlief. Ich verwechselte die Ortschaften Zeißholz und Zeisholz. Bei Zeißholz mit ß handelt es sich um einen Ortsteil der Kleinstadt Bernsdorf. Bei Zeisholz mit S hingegen handelt es sich einen Ortsteil der Gemeinde Schwepnitz. Beide genannte Ortschaften liegen im sächsischen Landkreis Bautzen und haben die gleiche sorbische Namensbedeutung Ćisow zu Grunde liegend; sorbisch ćis für „Eibe“ -> „Ort an einem Eibenwäldchen“. Die Ortschaften unterscheiden sich lediglich durch einen Buchstaben in der Schreibung des Ortsnamens. Zeisholz war die falsche Ortschaft gewesen, bei der ich gesucht habe. Zudem gab es auch dort ebenfalls eine Mühle – die Neitschmühle. Dieser Umstand führte dazu, dass ich in eine falsche Richtung forschte, da die Indizen leider augenscheinlich stimmten. Erst durch einen Kommentar eines aufmerksamen Lesers habe ich mir die Sachlage noch einmal genauer angeschaut und entdeckte die eben besagte Verwechslung beider Ortschaften. An dieser Stelle bedanke ich mich noch einmal an den Leser, der mir auf den Fehler hinwies.
War unter Ihren Vorfahren zufällig ein Max Wehner, der 1918 im 1. Weltkrieg gefallen ist?
Nein, unter meinen Vorfahren befindet sich leider kein Max WEHNER, der 1918 im 1. Weltkrieg gefallen war.
Hallo, Danke für die Recherche.Johann Carl Gottlieb Wehner und seine Gattin Regina Eleonora Eyssold sind auch meine Vorfahren.
Wehner, Johanna Eleonore, die Tochter heiratete Johann Carl Gottlieb Knorr am 26.6.1831 in Oßling. Ihr Kind, Knorr Auguste Wilhelmine,
am 25.1.1832 in Bernbruch geboren, heiratete am 9.6.1831 in Kamenz Johann George Richter. (*27.3.1838 in Bernbruch.)